Kurzer Überblick über den Chor und seine Geschichte
Wie es begann
Auf Veranlassung des damaligen PfarrersSchneider
begannen im Juni 1905 etwa 15 sangesfreudige Gemeindeglieder das gottesdienstliche Singen.Unter Leitung des Lehrers
Lochmann
übte man dreistimmige Sätze und das erste Mal wurde der Chor im Weihnachtsgottesdienst 1905 seiner Gemeinde vorgestellt.
Man organisierte sich nach Vereinsbrauch mit Vorstand, aktiven und passiven Mitgliedern und mit einer Vereinsfahne. Die ersten ChorProben wurden im Gasthaus "Zum Adler" abgehalten, dann im Schulsaal und später im Gemeindehaus.
Die Dirigenten, die Herrn Lochmann folgten, waren Herr
Bohn
und dann Herr Ochs
.
Karl Jung 1922 bis 1955
1922 trat der Vorstand der Kirchengemeinde mit der Bitte an den LehrerKarl Jung
heran, die Leitung des Chores zu übernehmen, da der bisherige Leiter die einzelnen Stimmen mit der Trompete einüben musste und sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen sah.Er übernahm die Leitung des Chores und führte die Sänger rasch zu beachtlichen Leistungen.
Da kein Notenbestand vorhanden war, wurden zunächst handgeschriebene Bachchoralsätze benutzt. Schon im Jahr 1924 fand auch das erste Kirchenkonzert mit zwei Gesangssolisten statt, das schon eine Herausforderung darstellte. Der damalige Ortspfarrer stand leider auf dem Standpunkt, der Christ habe reumütig, seiner Sündenschuld bewusst, passiv im Gottesdienst zu sein, so dass außer einem Choralsatz Kirchenmusik unerwünscht war.
Die nächsten 25 Jahre
Konflikte
Im Jahre 1930 wurde das 25-jährige Bestehen festlich begangen. Das"Lied von der Glocke von Romberg" wurde in einem Wirtshaussaal aufgeführt. Im selben Jahr sollte zum 1. Advent
Bach's 61. Kantate "Nun komm der Heiden Heiland"dargeboten werden, aber der Pfarrer untersagte die Mitwirkung eines Klavieres in der Kirche. In diesem Falle wollte er als Vorsitzender des Kirchenvorstandes und des Kirchenchores den Chor vorher noch auflösen. Das Konzert fand in der Kirche trotzdem statt, allerdings ohne die Anwesenheit des Gemeindepfarrers und seiner Familie.
Im "dritten" Reich
Im Jahr 1933 kam es zu den ersten Auseinandersetzungen mit der Reichsmusikkammer, weil Jung im Nebenberuf als Chorleiter nicht Mitglied dieser Organisation werden konnte. Außerdem musste der Verein aufgelöst werden und der Chor arbeitete als Gruppe innerhalb der Kirchengemeinde weiter und blieb fortan unbehelligt.Während des 2. Weltkrieges war der Chor ohne Chorleiter, da Karl Jung Soldat war. Nach seiner Rückkehr 1945 aus der Kriegsgefangenschaft baute er den Chor wieder auf und brachte diesen zu neuen Höchstleistungen. Neben 156 Chorsätzen studierte er in den letzten 10 Jahres seines Wirkens fast jedes Jahr eine Kantate ein und krönte seine Arbeit im Dezember 1955 mit der Aufführung des Oratoriums " das Jahr im Lied" von Joseph Haas für gemischten Chor mit Orchester, 4 Solisten und Sprecher.
Die Nachkriegszeit
Schon vor dem Abschied von Herrn Jung hatte der Kirchenvorstand beschlossen, das Amt des Organisten und Chorleiters künftig in einer Hand zu vereinigen.Manfred Knoch 1955 bis 1962
Der Stellenplan wies eine haupt- bzw. nebenamtliche B - Kirchenmusikerstelle aus, die ab 1.12.1955 mit HerrnManfred Knoch
besetzt wurde. Die kirchenmusikalische Arbeit sollte "mit neuen Kräften" - so hieß es damals im Bethlehemboten - weitergehen. Leider ging das nicht ohne Bruch mit der Vergangenheit, d. h. der bisherige Chor wurde aufgelöst und ein neuer aufgebaut. Er nannte sich fortan Bethlehem - Kantorei und bestand zu 90% aus Jugendlichen. Er verstand es, die Jugendlichen in die Gemeindearbeit einzubeziehen und baute mit ihnen die Orgel im Gemeindehaus zusammen. Ein großes Fest war die Orgelweihe am 17. Januar 1959 mit Orgel und Chorwerken zu Epiphanias.
Friedrich Schneider 1963 bis 1988
Im Jahre 1962 verließ Herr Knoch die ev. Bethlehem-Gemeinde und sein Nachfolger wurde HerrFriedrich Schneider
.
Die Lage, die er damals vorfand, war nicht einfach. Sie kam praktisch wieder einem Neuanfang gleich.
Der neue Kantor musste mit seiner Frau von Haus zu Haus gehen, um Sänger zu werben. Aber er ließ sich nicht entmutigen und am 03. Mai 1963 konnte die erste Chorprobe unter neuer Leitung stattfinden. Durch intensive Chorarbeit ist es Herrn Schneider gelungen, wieder einen leistungsfähigen Chor aufzubauen, der regelmäßig im Gottesdienst gesungen hat und im Jahr 1 bis 2 Konzerte gab.
Vor allem die neue Kirche mit der schönen Orgel, die 1971 eingeweiht wurde, gab der Arbeit neuen Auftrieb. Die große Empore ermöglichte es jetzt, auch größere Werke für Chor und Orchester aufzuführen.
Der Ökumenische Chor
Im Lauf der Jahre wurde die Gruppe der Sänger immer weniger und da in der katholischen Nachbargemeinde Sta. Familia das gleiche Problem auftrat, entschloß man sich 1978 zur Vereinigung der beiden Chöre. Anfangs noch unter der Bezeichnung "gemeinsames Singen der Chöre der Bethlehemgemeinde und Sta. Familia" wurde daraus mit den Jahren einfach "Oekumenischer Chor Ginnheim".Nach dem Ausscheiden des Kantors Friedrich Schneider im Juni 1988, der den Bethlehemchor über 25 Jahre geleitet hatte, kam es in verhältnismäßig kurzer Zeit zu mehreren KantorInnenwechsel.
Schnelle Kantorinnenwechsel
- Als Vakanzvertretung übernahm Horst-Lothar Icklervon September 1988 bis Juni 1989 die Chorleitung.
Renate Neubert 1989 bis 1994
Im Juli 1989 kamRenate Neubert
von der Lutherkirche in Frankfurt als Kantorin in die Bethlehemgemeinde. Durch ihre Kinder, die schon öfter bei den Konzerten mitwirkten und die Bekanntschaft der Familie Schneider war ihr die Kirchengemeinde schon bekannt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag bei der Einstudierung von Kantaten verschiedener Komponisten. Dieses Amt als Kirchenmusikerin übte sie bis April 1994 aus. - Bis ein Nachfolger bzw. Nachfolgerin gefunden werden konnte, übernahm von Mai bis Nov. 1994 Frau Gabriele Klippertden Chor.
Meike Pape 1994 bis 1997
Am 15. Oktober 1994 fiel die Entscheidung, FrauMeike Pape
in der Bethlehemgemeinde als neue Kirchenmusikerin anzustellen. Am 4. Dezember 1994 wurde sie in ihr Amt eingeführt und übernahm die Probenarbeit im Chor.Zum Priesterjubiläum von
Pfarrer Abel
am 12. Februar 1995 wurde die
"Missa brevis" von Wolfgang Amadeus Mozart in Sta. Familia aufgeführt. Im gleichen Jahr, am 17. Dezember fand ein Festkonzert anlässlich des 90 - jährigen Bestehens der Bethlehem Kantorei statt, in dem
"Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren" von Felix Mendelssohn - Bartholdy gesungen wurde.
Im Jahre 1996 wurde die
"Johannes - Passion" von Heinrich Schütz aufgeführt.Im Januar 1997 verließ Frau Pape den Kirchenchor, um sich neuen Aufgaben zu widmen.
- Bis ein Nachfolger bzw. Nachfolgerin gefunden werden konnte, übernahm Gabriele Klippertein zweites Mal die Vakanzvertretung.
1997 bis heute
Chorleiter Kantor Bernd Lechla
Am 1. September 1997 kamBernd Lechla
als Kantor in die Bethlehemgemeinde. Herr Lechla versteht es, die Sängerinnen und Sänger für große Werke der Musik zu begeistern, so dass ihm eine stattliche Anzahl aus der Praunheimer Kantorei folgten und nach Bethlehem wechselten. Dieser Zuwachs und die guten Beziehungen aus seiner Studienzeit, durch die Solisten und Gastsänger für die großen Werke engagiert werden konnten, machten es möglich, seine Visionen von großen Oratorienwerken in die Tat umzusetzen.
Es kamen u. a. folgende Werke zur Aufführung:
- 06. Dezember 1998 "Weihnachtsoratorium I - III" von J. S. Bach
- 21. November 1999 "Requiem" von W. A. Mozart
- 18. November 2000 Psalmkantaten von F. Mendelssohn - Bartholdy "Wie der Hirsch schreit" und "Kommt lasst uns anbeten"
- 23. September 2001 "Der Messias" von G. F. Händel
- 08. Dezember 2002 "Magnificat" von J. S. Bach
- 16. November 2003 "Ein Deutsches Requiem" von J. Brahms
- 16. Oktober 2005 "Elias" von F. Mendelssohn - Bartholdy
Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der "Bethlehem - Kantorei" fand am 24. April 2005 ein Fest - und Kantatengottesdienst statt, in dem die Kantate 172 "Erschallet ihr Lieder" von J. S. Bach gesungen wurde.
Als weiterer Höhepunkt kommt in diesem Jahr "Elias" von F. Mendelssohn - Bartholdy zur Aufführung.
Außer einem kleinen Gesprächskonzert am 02. Oktober 2005, in dem das Werk durch
David Schnell
, Pfarrvikar in der Bethaniengemeinde, erläutert wird, kommt das gesamte Werk am 16. Oktober in Sta. Familia und am 17. Oktober in der Heilig - Geist - Kirche (Dominikanerkloster) mit ca. 110 Chorsängern, 4 Solisten und über 40 Musikern zur Aufführung.Mit diesem Werk begibt sich der Chor in der gleichen Besetzung auf seine erste Konzertreise, sie führt nach Italien in das Land der Musik. Dort konzertiert der Chor in Riva del Garda und Verona. Als Abschluss des Jubiläums findet am 5. November 2005 für die Chormitglieder eine kleine Feier statt.
Mit dem Psalm 149, 1 "Halleluja! Singet dem Herrn ein neues Lied! Sein Lob erschalle in der Gemeinde der Frommen" wünschen wir der "Bethlehem - Kantorei" noch viele, erfolgreiche Jahre unter der Leitung von Bernd Lechla und jedes Jahr ein "Neues Lied" zum Lobe Gottes.
Text: Waltraud Kruse & Irmgard Wend
Neugierig auf mehr?
Im Foyer der Bethlehmeskirche hängen Tafeln mit der Geschichte des Chores mit ausführlicheren Informationen als man sie in einer Internetseite darstellen kann. Original-Fotos, Plakate, Dankschreiben, ... alles findet man dort. Diese Tafeln wurden anläßlich der 100-Jahrfeier zusammen gestellt vonWaltraud Kruse & Irmgard Wend